von Maria Gazarjan

Anderen Menschen beim Sex zusehen – auf einem Bildschirm. Für die einen uninteressant, für andere ein heißer Zeitvertreib. Eher etwas für die Herren der Schöpfung, oder können auch Frauen sich davon begeistern lassen?

Pornos: ein Thema, mit dem ich lange Zeit gar nichts am Hut hatte. Klar, das ein oder andere Mal aus Neugier reingeschaut hat man natürlich, da muss ich mich schuldig bekennen. Allerdings immer mit dem Gefühl, etwas Verbotenes zu tun, begleitet von Gedanken wie: „Meine Mitschüler*innen dürfen das nie erfahren! Was würde Mama nur davon halten?“ oder „Ich bin doch ein Mädchen. Das ist was für Kerle!“


Gedanken, die völlig unberechtigt sind – das weiß ich heute. Weder ist das Thema Sexualität etwas, das tabuisiert werden sollte, noch gibt es Regelungen dafür, welchem Geschlecht man angehören muss, um einen Freifahrtschein für’s Porno-Schauen zu gewinnen.

Aber selbst nachdem ich angefangen hatte, mich mehr mit meiner Sexualität zu beschäftigen, und die Scham über das Thema verschwunden war, wurde ich mit den Erotikfilmen nicht so richtig warm. Sie haben mich einfach nicht angesprochen. Auch das Vorspiel mit dem Partner wurde dadurch eher abgekühlt als angeheizt. Na gut, dann war’s das wohl mit der visuellen Stimulation, dachte ich. Ist eben einfach nicht mein Fall.

Oder doch?

Wie in den meisten anderen großen oder kleinen Fragen des Lebens greift auch hier die Alleskönner-Antwort: Kommt darauf an.

Klick machte es erst, als ich den Suchbegriff „Porn for women“ googelte und damit unwissentlich Teil einer ganzen Welle wurde. Mit der #MeToo-Bewegung gewann der Feminismus 2017 zunehmend an Reichweite – und das sah man nicht zuletzt auf Pornhub & Co. Immer mehr Frauen nutzen das Angebot und suchen gezielt nach Filmen, die auf ihre Bedürfnisse eingehen.

Erotikfilme können die Fantasie anregen ©Unsplash – Dainis Graveris

Schnell fand ich heraus, was für mich einen guten Porno ausmacht: Die sichtbare Leidenschaft beider (bzw. aller) Beteiligten füreinander und die Einvernehmlichkeit. Oder anders gesagt: Wenn man allen Parteien ansieht, dass sie scharf aufeinander sind, Spaß an der Sache haben und niemand zu etwas gezwungen wird oder sich langweilt.

Die Frauen sollten hierbei nicht zu kurz kommen, denn der weibliche Orgasmus verdient seinen Platz sowohl in unseren Betten als auch auf unseren Bildschirmen. Auch die Gesichter männlicher Darsteller können ruhig oft und gerne gezeigt werden – woher soll man sonst wissen, dass er es genießt?

Realistisch macht das Pornos noch lange nicht. Das müssen sie auch nicht sein. Dass im eigenen Schlafzimmer nicht alles so reibungslos abläuft, sollte uns allen klar sein. Um das Kopfkino in Fahrt zu bringen und die Lust anzuregen, sind sie aber ein gutes Hilfsmittel – ob bei der Selbstbefriedigung oder beim gemeinsamen Vergnügen.

Der Konsum von Pornografie ist also nicht nur „was für Kerle“, wie mein jugendliches Ich befürchtet hat. Als Frau kann man durchaus auch Gefallen daran finden – es kommt nur darauf an, was dargestellt wird, und wie. Es mag vielleicht etwas dauern, bis ihr etwas gefunden habt, was eurem persönlichen Geschmack entspricht… Aber lasst euch davon nicht gleich entmutigen, denn die Suche zahlt sich aus!