Von Benedikt Mugrauer

Die Beschleunigung kennzeichnet unsere moderne Gesellschaft. Menschen fühlen sich zunehmend überfordert. Entschleunigung ist der entsprechende Gegenpol und eine Chance, aus dem „Beschleunigungswahn“ auszubrechen.

Unsere Welt dreht sich immer schneller. Zumindest fühlt es sich manchmal so an. Neue Technologien gehen einher mit hohen Anforderungen, an die wir uns immer wieder und immer rascher anpassen müssen. Beschleunigung ist zugleich Fluch und Segen. Einerseits ermöglicht sie der westlichen Welt einen hohen Wohlstand und unzählige Möglichkeiten. Andererseits kann die zunehmende Beschleunigung zu Hektik, Überforderung und Krankheit führen.

Je schwerer die negativen Phänomene wiegen, desto lauter wird der Ruf nach Stille, nach Entschleunigung. Wir müssen der steten Beschleunigung des Lebens bewusst entgegensteuern, um handlungsfähig und gesund zu bleiben. Dazu haben wir einen Leitfaden für eine Woche erstellt.

Tag 1: Ruhe und Schlaf
Eine elementare Bedingung für die Gesundheit eines Menschen ist es, dem Körper und Geist genügend Ruhe und Schlaf zu gönnen. Die Energiereserven müssen aufgeladen und die Geschehnisse des Tages verarbeitet werden. Das Schlaf- und Ruhebedürfnis ist jedoch von Mensch zu Mensch verschieden. Gönnt euch also die Ruhe, die ihr gerade braucht.

Tag 2: Achtsamkeit
Achtsamkeit bedeutet, dass wir uns mit unseren Gedanken möglichst häufig in die Gegenwart begeben. Das Hier und Jetzt wird mit allen Sinnen wahrgenommen, die jeweilige Tätigkeit bewusst und achtsam durchgeführt. Dabei wird Rücksicht genommen – sowohl auf die eigenen, als auch auf die Bedürfnisse der Umwelt.

Tag 3: Selbstreflexion
Als Menschen besitzen wir die Gabe, über uns selbst nachdenken zu können. Selbstreflexion hilft, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Was mache ich gerne? Was tut mir gut? Was könnte besser sein? Was sind meine Wünsche und Ziele? Und wie klein sind wir und unsere Probleme, wenn wir die Situation aus der Ferne des Weltalls betrachten?

Tag 4: Entrümpeln
Ein Europäer besitzt durchschnittlich zirka 10.000 Gegenstände, es kann auch ein Vielfaches davon sein. Jeder davon ist mit einer Verpflichtung verbunden, zumindest muss dem Gegenstand ein Platz zur Verfügung gestellt werden. Entrümpeln kann neue Kräfte freisetzen. Dies bezieht sich nicht nur auf Gegenstände, sondern kann auch auf unsere Erwartungen, Gewohnheiten und Beziehungen übertragen werden. „Wenn du etwas loslässt, bist du etwas glücklicher. Wenn du viel loslässt, bist du viel glücklicher. Wenn du ganz loslässt, bist du frei“, so der buddhistische Mönch Ajahn Chah.

Tag 5: Ausgleich
Aus der Selbstreflexion ergeben sich Aktivitäten, die individuell als positiv eingeschätzt werden. Die große Herausforderung beim Entschleunigen ist es, die Theorie in die Praxis umzusetzen. In diesem Schritt geht es daher darum, angenehme Aktivitäten in den Alltag zu integrieren. Dabei darauf achten, sich nicht zu viel vorzunehmen.

Tag 6: Zufriedenheit
Wenn wir auf das eigene Leben blicken, sollten wir uns bewusst werden, wie privilegiert wir sind und wie glücklich wir uns schätzen können. Um eine positive Sicht auf das eigene Leben zu entwickeln, kann es beispielsweise helfen, eine Liste anzufertigen und Punkte aufzuzählen, mit denen man zufrieden ist. Aristoteles: „Das Glück gehört den Genügsamen.“

Tag 7: Einfach mal nichts tun
Und also ruhte der Entschleunigte am siebenten Tage und bewunderte sein Werk.

In unserer schnelllebigen Welt können wir davon profitieren, uns Phasen der Entschleunigung zu gönnen. Wir gewinnen Abstand zu den Dingen und Meinungen und bereiten ein Beet, in dem die innere Ruhe gedeihen kann. Mahatma Gandhi: „Es gibt Wichtigeres im Leben, als beständig dessen Geschwindigkeit zu erhöhen.“