von Lena Dagenbach

„Wie schaffe ich es, meine Zeit optimal zu nutzen?“ Wir schreiben uns seitenlange To-Do-Listen und lückenlose Wochenpläne gefüllt mit Uni-Aufgaben, Nebenjobs und Sport. Auf YouTube sehen wir unzählige Videos mit „Productivity-Tips“, „How to stop procrastinating-Tips“ und Playlists mit motivierender Musik zum produktiven Arbeiten. Wir sehen uns Fotos von aufgeräumten Workspaces an und versuchen, auch so organized wie möglich zu sein. „Get shit done“ ist unser Motto. Kurz: Wir erleben einen Produktivitätswahn.

Doch wo bleibt dabei die Zeit, um einmal herunterzufahren? Zeit für Erholung und Zeit, in der man mal nicht produktiv sein muss. Die Leistungsgesellschaft lebt uns die ständige Produktivität vor und Social Media tragen ihren Teil dazu bei. Klar sind die ästhetischen Bilder von aufgeräumten Schreibtischen, MacBooks, bunten Kalendern und einer großen Tasse Kaffee attraktiv. Und wir lieben es, uns anzuschauen, wie andere Menschen acht Stunden in Zeitraffer ihre Aufgaben erledigen. Wir wollen dem nacheifern, wir wollen ebenso gut unsere Zeit nutzen und Dinge erledigen. Doch wir vergessen dabei, an uns selbst zu denken. Und Pausen einzulegen.

Kurze Verschnaufpausen

Pausen sind notwendig, um unsere Leistung und unser Wohlbefinden zu erhalten. Während wir arbeiten, nimmt unsere Erschöpfung immer mehr zu. Je länger wir arbeiten, desto anstrengender kommt es uns vor. Außerdem erfordert das Arbeiten ein sehr hohes Maß an Selbstkontrolle. Wir müssen ständig gegen Ablenkungen ankämpfen. Denn ganz ehrlich, Instagram ist dann doch spannender als die Hausarbeit, die noch geschrieben werden muss. Und diese Selbstdisziplin strengt an!

Doch schon kurze Pausen von drei bis fünf Minuten jede Stunde sorgen für eine geringere emotionale und geistige Belastung und dafür, dass wir weniger müde sind. Einen Ortswechsel, mal weg vom Schreibtisch, körperliche Aktivitäten wie Yoga-Übungen oder ein kurzes Gespräch mit den Mitbewohner*innen wirken unglaublich erfrischend bei geistiger Belastung.

Einfach auch mal runterkommen. ©Unsplash – Lukasz Saczek

Tage ohne To-Do-Listen

So weit, so bekannt. Doch wir sollten nicht nur die kurzen Pausen einhalten, sondern auch Pausen, in denen wir Zeit für uns haben. Zeit um abzuschalten und neue Kraft zu sammeln. Wir sollten uns von dem Produktivitätsdruck lösen können. Es ist vollkommen in Ordnung, mal einen Tag lang nichts zu machen. Nichts zu leisten und keine To-Do-Listen abzuhaken. Lesen, spazieren gehen, Zeit mit Freund*innen verbringen oder auch den ganzen Tag im Bett bleiben. Ganz egal was, es geht hierbei darum, sich selbst etwas Gutes zu tun.

Wie integriert man Pausen in den Alltag? Ich habe mich dazu entschieden, einen Tag in der Woche bewusst freizuhalten. Sonntags plane ich keine Aufgaben oder Meetings ein und nehme mir die Zeit, um Dinge zu tun, die mir gut tun. Außerdem versuche ich meinen Wochenplan so flexibel zu halten, dass ich auch spontan kurze oder längere Pausen einbauen kann.

Ich bin dann mal weg

Abgesehen von den Pausen im Alltag kann es auch sehr erholend wirken, wenn wir einmal wirklich wegkommen. Von allen Aufgaben, von dem ganzen Stress und der gewohnten Umgebung – Urlaub. Zugegebenermaßen ist das jetzt ein wenig gemein, mitten im Semester von Urlaub zu reden. Aber vielleicht heitert der Gedanke an eine freie Woche in den Semesterferien auch auf. Eine Woche, in der wir unseren Interessen nachgehen und unsere Gedanken schweifen lassen können.

So hoch der Produktivitätsdruck auch sein mag, es ist mindestens genauso wichtig, auf sich selbst Rücksicht zu nehmen und Pausen einzulegen. Momente, in denen wir nicht die Arbeit priorisieren, sondern den Menschen, der dahinter steht. Denn wir müssen immerhin noch ein Leben lang durchhalten und mit uns klar kommen. 

Und wenn du mal wieder auf ein Productivity-Video auf YouTube stößt, dann denke daran: Diese Videos sind auch nur zehnminütige Zusammenschnitte von einem langem Tag, den die Autor*innen sicherlich auch nicht ohne Pausen verbringen!