Manchmal braucht man Ruhe: Ruhe, um nachzudenken. Ruhe, um sich über manche Dinge klar zu werden. Ruhe, um das letzte Jahr nochmal vor dem inneren Auge ablaufen zu lassen. Nehmt euch zwischen all euren Klausuren, den Abgabefristen, dem vielen Stress und der Arbeit die Zeit, ruhig zu werden und abzuschweifen. Vielleicht hilft euch dabei ja dieser kleine Impuls zum Jahresanfang.

Dieses Jahr mache ich alles anders:

Samstags werde ich ins Fitnessstudio gehen, unter der Woche ernähre ich mich gesund und direkt am sechsten Januar werde ich anfangen, für die Prüfungen zu lernen. Außerdem werde ich süßer zu meinem Freund sein, mich weniger mit der Familie streiten und und und.

Tausende Vorsätze, die ich mir für dieses Jahr hätte machen können – habe ich aber nicht. Denn was zum Teufel soll es nützen, sich etwas vorzunehmen? Was ist der erste Januar für ein Tag, dass sich ab ihm mein ganzes Leben ändern soll? Warum sollte das neue Jahr anders werden als das letzte? Auch 2017 werde ich mich mit meinem Freund, meiner Familie und meinen Freunden aus nichtigen Gründen streiten. Auch 2017 werde ich wieder zu spät anfangen, zu lernen. Auch 2017 werde ich mir sonntags eine fettige Pizza bestellen, weil mal wieder nichts im Kühlschrank ist außer Licht. Auch 2017 werde ich wieder Fehler begehen, die ich im Nachhinein bereue: Ich werde abends zu viel trinken und am nächsten Tag den Kopf darüber schütteln, die Kontrolle verloren zu haben. Ich werde die Freunde vernachlässigen, die mir eigentlich so viel Motivation und Kraft für’s Leben geben und mir ihre Zeit widmen. Ich werde mich im Streit von wichtigen Menschen trennen und es bereuen, weil danach alles kaputtgeht. Ich werde mich nicht von Menschen verabschieden, die ich nie wiedersehen werde. Alles wird so sein wie dieses Jahr. Alles werde ich falsch machen.

An den kalten Tagen, an denen der Wind vor der Tür pfeift, die Regentropfen am Fenster hinabgleiten und man selbst trotz warmer Decke fröstelt, bleiben einem nur die traurigen Erinnerungen: Der verstorbene Opa und wie man an seiner Beerdigung weinend am Grab stand. Der Abschied von der besten Freundin, die man nun seit einem dreiviertel Jahr nicht mehr gesehen hat. Die Erinnerung daran, wie man wutentbrannt das Weihnachtsfest verlassen hat, an dem vor lauter Streit keiner glücklich werden konnte.

Doch dann kommen die wärmeren Tage.

Dann kommen die Tage, an denen man morgens von den ersten Sonnenstrahlen geweckt wird. An denen man das Haus mit einem Lächeln verlässt, weil der Mitbewohner einem das Frühstück macht. An denen man den ersten Tag an der Universität antritt und direkt merkt: Das ist das, was ich schon immer machen wollte. An diesem Tag lernt man neue Leute kennen, die einen ein Leben lang begleiten werden. An diesem Tag lernt man, dass das Leben schön sein kann.

Es ist falsch, immer nur zurückzuschauen und die traurigen Momente im Gedächtnis zu behalten. Es ist falsch, sich für das neue Jahr Dinge vorzunehmen, die man sowieso nicht einhält, weil sie einen weder glücklich noch stärker lassen werden. Wer ist am Ende wirklich und wahrhaftig zufrieden, wenn er zwar fünf Kilo abgenommen, dafür aber einen Freund verloren hat?

Nein, ich habe mir keine Vorsätze im Sinne von „ich will mehr ins Fitness Studio gehen“ oder „ich will gesünder leben“ gemacht. Dafür habe ich mir vorgenommen, meiner Familie öfter mal hallo zu sagen, die Menschen um mich herum öfter zu fragen, wie es ihnen geht – und das nicht nur aus Höflichkeit, sondern um es wirklich wissen zu wollen. 2017 möchte ich weiterhin Fehler machen, aber ich will aus ihnen lernen. Und wenn ich jemandem weh getan habe, dann möchte ich mich von ganzem Herzen entschuldigen. Jedes Jahr ist ein Neubeginn. Und jeder Tag ist es auch. Man muss sich nur dafür entscheiden. Man muss den Gedanken loswerden, einsam und allein zu sein, weil man immer wieder Menschen begegnen kann, mit denen man gemeinsam ist. Schaut zurück und seht das Gute. Schaut nach vorne und seht, was neu entstehen kann. Denn jedes Jahr werden Blätter wieder grün, werden Wege geebnet und Samen gesät. Oh welch Kräfte aus dir sprühen, wenn du beinah vergisst, wie traurig du bist.

– Eileen