Normalerweise berichten wir in unserer Reihe „Zeit für’s Praxissemester” über die Praxissemester-Erfahrungen der HdM-Studenten – aber für heute haben ins uns anstatt des ernsten Berufslebens einfach mal ein Semester im Ausland gegönnt. Wohin es uns dort verschlagen hat und vor welche kulturellen Überraschungen, Abenteuer und Herausforderungen eure Mitstudenten gestellt wurden, erfahrt ich gleich hier: 

Vorstellungsrunde
  • Name: Ina
  • Alter: 25
  • Studiengang: Computer Science & Media Master | 2. Semester

Die chinesische Mauer

Wie ging es los

Das Auslandssemester in China war während meines Bachelorstudiums in Reutlingen. Ich hatte das mit zwei Freundinnen von mir geplant und unser einziges Kriterium war, dass wir etwas komplett neues sehen wollten. Europa hat uns nicht so gereizt, denn wenn wir schon so lange weg wollten, dann irgendwohin, wo wir noch nie waren. So kamen wir schließlich nach Xi’an, der alten Hauptstadt, die ungefährt in der Mitte Chinas liegt. Die Stadt hat ca. 7 Millionen Einwohner – ist also für chinesische Verhältnisse nicht sonderlich groß. Für uns war sie es natürlich schon. Im Voraus gab es dann erstmal viel zu organisieren: Visum, Tollwut-Impfungen und Briefings zu chinesischen Benimmregeln. Zum Beispiel, dass man die Visitenkarten mit beiden Händen nehmen muss und auf gar keinen Fall in die Hosentasche stecken darf, denn das hieße, es ginge einem am Arsch vorbei. Auf der sicheren Seite ist man, wenn man die Karte in die Brusttasche steckt, also nahe beim Herzen oder in ein extra Visitenkarten-Mäppchen. Außerdem sollte man sich nicht in der Öffentlichkeit schnäuzen, weil das als eklig empfunden wird. Auf den Boden spucken ist dagegen völlig ok.

Der Alltag in Xi’an

In den Vorlesungen waren wir immer nur zu viert, hatten also quasi eine Privatvorlesung speziell für Internationals, da die normalen Vorlesungen ausschließlich auf chinesisch stattfanden. Außerhalb der Hochschule konnten in Xi’an auch nur die wenigsten Englisch. Dadurch war es schon ein Abenteuer, wenn es nur um so einfache Dinge wie Bus fahren ging. Orientiert haben wir uns meistens mithilfe von Google Maps, denn Leute nach dem Weg zu fragen, war nicht nur wegen der Sprache schwierig. Denn dort verliert man praktisch sein Gesicht, wenn man zugeben würde, den Weg nicht zu kennen. Deswegen schickt man die Person lieber in irgendeine Richtung, als zu sagen, dass man keine Ahnung hat. Aus dem Grund sind wir auch oft sehr viel herumgelaufen.

Obwohl die Kommunikation eher schwierig war, waren alle unglaublich nett zu uns. Wir waren dort praktisch wie Berühmtheiten. Wir waren immer zu viert unterwegs, alle blond groß und eine von uns mit blauen Augen. Und zumindest in Xi’an wollte fast immer jemand Fotos mit uns machen. Daran hat man schon gemerkt, dass Xi’an für chinesische Verhältnisse doch eine eher kleine Stadt ist. Hingegen in Shanghai und Peking ist man als Westlicher kaum mehr etwas besonderes.

Das Schöne und das weniger schöne

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Am meisten haben mir das Essen und die Landschaft gefallen. Beim Essen wurde immer alles frisch zubereitet, mit viel Gemüse und es war sehr viel leckerer als man hier in Deutschland chinesisches Essen kennt. Das vermisse ich schon. Natürlich gab es auch abstruse Sachen, wie Skorpione am Spieß, Suppe mit Hühnerfüßen oder Larven, aber in normalen Restaurants hat man sowas nicht gefunden. Auch kein Hund oder Katze.

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Von der Landschaft haben mich besonders die Reisfelder und die hohen Berge Chinas begeistert. Wobei die Bergwanderungen in China schon eine Herausforderung sind, denn dort läuft man nicht gemütlich in Serpentinen hoch, sondern es führt einfach nur eine steile Treppe gerade nach oben. Das Ziel ist dabei nicht der Weg, sondern schnell oben anzukommen, um die Aussicht zu genießen.

Was mir nicht gefallen hat, war der Smog. In Xi’an hat man sich irgendwann daran gewöhnt, aber es war immer eine feine Rußschicht in der Luft, weil dort im Winter noch mit Kohleöfen geheizt wird. In Peking war es besonders krass, da hat man zum nächsten Häuserblock gesehen und nicht weiter. Dort sieht man auch die Sonne nicht und der Himmel ist einheitlich grau. Aber außerhalb der Stadt ist die Luft in Ordnung und auf den chinesischen Inseln am Meer gibt es fantastische Strände mit glasklarem Wasser – und dort sieht man auch den blauen Himmel.

Auf jeden Fall will ich noch einmal nach China zurück.

– Ina