Grundsätzlich besteht das Leben zum größten Teil daraus, auf etwas zu warten, dass entweder eintrifft, oder auch nicht, weil es reine Wunschvorstellung ist.
Grundsätzlich ist eine Wunschvorstellung ja schon einmal eine feine Angelegenheit. Man hegt einen Wunsch und man stellt sich das ganze vor und dann tritt es mit einer mehr oder minderen Wahrscheinlichkeit eben auch ein. Diese Wahrscheinlichkeit ist immer davon abhängig ob man das Ziel dabei in der Hand hält, etwas in die Wege leiten kann oder rein gar keinen Einfluss darauf hat. Manchmal wünscht man sich auch etwas und stolpert von der Erfüllung eines Wunsches in den nächsten herein. Mir ist alles davon schon mindestens einmal passiert. Also besteht das Leben auch noch aus Zufällen. Zufälligen Begegnungen, zufälligen Ereignissen, etwas, das zufälligerweise gedacht und dann auch noch in Worte gefasst wird. Alleine deshalb macht das alles das Leben schon mehr oder weniger kompliziert. Man kann eben nicht alles haben, was man möchte; nicht alles sein, was man sein möchte und schon gar nicht unbedingt in der Laune sein, in der man gerade sein möchte, weil man vielleicht morgens aufsteht und der Zug mal wieder viel zu spät oder vielleicht auch erst gar nicht kommt. Also steht man an den Gleisen, umringt von Menschen die man eigentlich nicht kennt und verbringt seine Zeit dann damit, mal wieder grundsätzlich zu warten. Wir warten also am Bahnhof, aber auch in der Schlange im Supermarkt. Manchmal warten wir tagelang vor einem Applestore, nur um das neueste Modell des Iphones als Erster sein Eigen nennen zu können und manchmal warten wir vorm Kino für die Vorstellung eines Filmes. Wir warten bevor wir uns ein Konzert ansehen und wir warten, während wir im Stau stehen. Wir warten das ganze Leben darauf, dass Menschen sich ändern, warten auf die große Liebe, warten darauf das Freunde endlich erscheinen, obwohl sie schon wieder viel zu spät sind. Wir warten auf den Professor, der die Vorlesung am Morgen hält oder warten in der Kantine darauf, endlich an der Reihe zu sein. Frauen warten oft vor der Toilette, meistens zur gleichen Zeit und das während die Toiletten der Männer grundsätzlich leer sind. Wir warten vor Umkleidekabinen, darauf, dass ein Stapel Blätter einmal umher gereicht wurde, warten auf einen freien Termin beim Friseur oder in der Warteschleife des Telefonanbieters. Summiert man dieses ganze, grundsätzliche Warten, kommt man unterm Strich auf einfach weggeworfene Zeit.
Zeit, die ohnehin relativ begrenzt ist und Zeit, die man eigentlich auch viel sinnvoller nutzen könnte. Also verbringe ich meine Zeit damit, etwas über das Warten zu schreiben, während ich darauf warte, dass mein Computer ein Programm installiert. Das Leben muss bekanntlich nicht immer Sinn ergeben, wichtig ist nur das man jede freie Minute, jede Sekunde des Wartens, sinnvoll nutzt.
– Vanessa Schwab