Ein Kommentar von Anja Gehring

Gestern habe ich meinen ersten Blogartikel geschrieben. Er handelte von der zunehmenden Schwarzmalerei der Medien, von Aussagen wie, „die Welt gerät aus den Fugen“ und „es geht den Bach runter“.

Ich habe lange recherchiert, viele Artikel gelesen und konnte diese Sätze dann widerlegen. Denn es gibt viele Kriege momentan, viel zu viele, aber nicht mehr als vor 20, 80 oder 150 Jahren. Der Brexit war ein Schock, jedoch hat sich Dänemark schon lange vorher von der EU abgewendet und auch damals war es ein Schock – mittlerweile haben wir es vergessen. Terroranschläge häufen sich, unkontrolliert, unvorhersehbar. Aber auch diese Zahl ist, auch wenn im Gegensatz zum Vorjahr gestiegen, generell gesunken. Unsere Welt wird nicht öfter angegriffen als jemals zuvor, quantitativ gesehen sterben momentan weniger Menschen durch Waffen und Kriege als noch vor 20, 80 oder 150 Jahren. Demnach sollte das eigentlich ein sehr positiver Beitrag werden, nach dem Motto: „Lasst euch nicht verrückt machen, reist weiterhin umher, bleibt weltoffen.“

Und dann habe ich heute morgen die Wahlergebnisse der USA gesehen.

Trump wird Präsident.

Es gibt nicht mehr Kriege als vorher, die Zahl der Attentate ist nicht gestiegen, auch die Zahl der radikalen Gruppen wird eher geringer. Aber es gibt Hass. Und zwar mehr, als ich bis vorher noch gedacht hätte.
Warum, warum lernen wir nicht aus der Geschichte? Wie kann es sein, dass wir überall in die Welt unsere Waffen schicken und uns dann weigern, die Verletzten aufzunehmen?

Mit „Ellis Island“ wurde Amerika berühmt. Ein Land voller Hoffnung. Vom Tellerwäscher zum Millionär. Ein Land, das Fremde willkommen heißt. Und jetzt will man sie alle wieder loswerden,– aber wohin? Zurück in ihr Heimatland, zurück in den Krieg? Das Flugzeug würde leider abgeschossen werden, bevor es landet. Alle nach Kanada? Das wird schon voll sein mit den ganzen Amis, die vor ihrem Präsidenten fliehen. (Anmerkung: Die Webseite der kanadischen Einwanderungsbehörde ist bereits heute Nacht  zusammengebrochen)

In die europäischen Länder? Sieht schlecht aus, wir sind nämlich kein Stück besser. Die AfD gewinnt an Stimmen, die CDU knickt vor der CSU langsam ein. Merkel muss härter werden, sonst wird sie nicht wiedergewählt. Wir wollen nicht helfen, keiner will helfen. Jeder will bei Facebookbeiträgen nur kommentieren, wie schlimm das alles ist und wie es sein kann, dass niemand hilft.

Alle meine Freunde wissen, dass ich gegen die AfD bin (milde ausgedrückt), dass ich finde, den Flüchtlingen muss mehr geholfen werden und, dass ich mich so gut ich kann engagiere. Aber wenn mir gegenüber jemand erwähnt hat, dass er denkt, es sind zu viele Flüchtlinge oder, dass die AfD auch gute Seiten hat, habe ich meistens meinen Mund gehalten. Weil ich keine Lust hatte, mit diesen Leuten zu diskutieren, weil es mir zu dumm war. Genau das haben die Anhänger Clintons wahrscheinlich auch gedacht, und jetzt haben wir den Salat.

Wir dürfen auf keinen Fall länger zusehen, wie sich der Hass vermehrt. Beginnt, zu sagen, was ihr denkt! Schon zu oft wurde die Geschichte durch Gewalt und Hass geprägt und es ist noch nie etwas Gutes dabei herausgekommen. Das wird sich auch diesmal nicht ändern.