Ich sitze zu Hause, das Wochenende ist entspannt. Ganz anders als das letzte: Da ging es mit Kommilitonen auf die Frankfurter Buchmesse – schließlich muss man da ja mal vorbei gucken, wenn das Verlagswesen einen Schwerpunkt im Masterstudium darstellt. Doch in Gedanken streife ich nicht durch die Messehallen auf der Suche nach beliebten Autoren, dem neuen Bestseller oder Perlen der Literatur …

Die Cosplay-Grüppchen in der Agora

In meinem Kopf sind in erster Linie Wesen in bunten Kostümen hängen geblieben: Sogenannte Cosplayer, die vereinzelt Messehallen bevölkern, deren natürlicher Lebensraum jedoch die Agora ist – der große Platz in der Mitte zwischen den Messehallen. Dort finden Sie sich in kleinen Grüppchen zusammen, reden, machen Fotos, hören laut Musikgenres, die ich noch nie gehört habe. Für Außenstehende wirken die teilweise skurrilen Anime-Charakter befremdlich. Wie kommt es, dass sich Erwachsene verkleiden und zu solchen Treffen fahren?

Ramonas Cosplay auf der Leipziger Buchmesse
Ramona und ihre Freunde beim Basteln der Kostüme

Ich kontaktiere meine Mitschülerin Ramona. Sie war auch auf der Buchmesse und ist seit Teenagerjahren Cosplayerin.

„Als Erwachsener kann man sich einfach einen Charakter überziehen“.

Cosplay kommt aus Japan und wirkt auch wegen der dortigen Kultur auf manche übertrieben. „Es ist wichtig zu wissen, dass Cosplay ein Knochenjob ist. Es fließt viel Schweiß und Blut beim Machen dieser Kostüme, dementsprechend ernst werden die Arbeiten genommen,“ erklärt Ramona.

Auf der Frankfurter Buchmesse gibt es neben den Grüppchen der Agora auch eigene Hallen für den sogenannten „Cosday“. Dort finden Super-Mario-Turniere, Cosplay-Meisterschaften und Signierstunden statt und eine Vielzahl Händler bringt Anime-Merchandise an die Cosplayer.

„Wer ohne Vorurteile an die Menschen herantritt, kann eine fantasievolle Welt, voller Farben und Abenteuer entdecken und selbst für ein paar Stunden der Realität entfliehen.“

Ramona versichert mir, dass alle in der Cosplay-Community willkommen seien. Dennoch sei es nötig, eine „Liebe zu fiktionalen Anime-Charaktern“ zu haben.

Das ist der Punkt, an dem ich dann leider raus bin. Für mich ist und bleibt es eine Subkultur, die für Außenstehende nicht so leicht verständlich ist. Erst mit Ramonas Blick hinter die Kulissen fange ich an, das Ganze besser zu verstehen. In eine Messehalle voller Anime-Charakter werde ich trotzdem freiwillig nicht mehr gehen – dort fühle ich mich einfach fehl am Platz.

Wenn ihr aber neugierig geworden seid, könnt ihr die Cosplays von Ramona und ihren Freunden gleich hier mitverfolgen.

– Philipp