von Lorena Boss

Too hot to handle, Temptation Island und Love is blind- Netflix und Co bieten uns Trash TV zum Abwinken. Ablenkung, um statt aufmerksam den Vorlesungen zu lauschen sich in einer anderen Welt zu verlieren. Man muss schließlich Prioritäten im Leben setzen können und meine Priorität liegt ganz klar darauf, einer Hand voll Erwachsener dabei zuzuschauen sich gegenseitig zu beleidigen, zu verarschen, zu betrügen und sich dann in einer Privatsuit wieder zu versöhnen. Danach steht allen von ihnen eine große Karriere als Influencer bevor. Und welches Format habe ich damit gerade beschrieben? Eigentlich alle gleichzeitig.

Gefühle sind eine wahre Fundgrube für die Macher dieser Sendungen. Und sind wir mal ehrlich: 10.000 Euro pro Person, um sich 4 Wochen mal zurückzuhalten scheint nicht unmöglich zu sein – dachte ich zumindest. Ich dachte aber auch es sei nicht so schwer seinem Partner ein paar Wochen treu zu sein, während man von ganz Deutschland beobachtet wird.  In 4 Wochen Dauerbeobachtung (und vor allem dauerhaftem Alkoholkonsum) scheinen die Gefühle der Teilnehmer allerdings ins Extreme zu schießen. Dabei ist es egal ob es sich um Liebe oder Hass handelt, Hauptsache real.

Vielleicht sehnen wir uns im Moment auch nur nach ein bisschen Aufregung, ein bisschen Action in unserem Leben. Anstatt zuhause zu sitzen und ewig lange To-do- Listen abzuhaken würden wir auch lieber am Strand liegen, feiern gehen, uns verlieben, streiten und dann wieder vertragen. Aber könnten wir uns da nicht auch einfach einen Film anschauen? Nein. Wir wollen reale Personen, die wir auf Instagram stalken und ihnen unsere Meinung aufdrücken können. Wir wollen Drama, wir wollen einen Bösewicht und einen Engel. Wir wollen uns in eine andere Welt flüchten und uns ablenken. Und dafür hatten wir in den letzten Wochen mehr als genug Zeit. Nicht das ich mich vorher nie von so einem Format habe bezaubern lassen, aber im Moment häuft sich mein Konsum ganz schön an. Selten haben so viele meiner Freunde so viele „trashige“ Serien geschaut – ich glaube wir brauchen ganz dringend mal wieder unsere eigenen Abenteuer.