von Maria Gazarjan

Darf ich?“, „Ist das in Ordnung für dich?“, „Wie fühlst du dich?“ – Reden ist nicht schwer. Diese wenigen Worte können den entscheidenden Unterschied machen. Und sie tragen alle dieselbe Botschaft: Konsens.

Seit Anfang 2021 gilt in Dänemark ein Gesetz, dem zufolge Sex ohne Einwilligung als Vergewaltigung einzuordnen ist. In Schweden gibt es ein solches Gesetz schon seit 2018.
Meiner Meinung nach ist das nicht nur ein wichtiger Beitrag zur Gleichberechtigung von Mann und Frau und zum Opferschutz, sondern auch ein großer Schritt für die Zukunft der sexuellen Aufklärung.
Warum?
Als ich – vor gut zehn Jahren – Sexualkundeunterricht in der Schule hatte, wurde uns erklärt, wie das mit den Bienchen und den Blümchen biologisch funktioniert. Dass ein Spermium eine Eizelle befruchten muss, damit eine Schwangerschaft entstehen kann, und dass man zum Kondom greifen sollte, um dieses Szenario zu verhindern. Aber all das, was zwischenmenschlich passiert, auf der Gefühls- und Kommunikationsebene, stand nicht auf dem Lehrplan.
Dabei ist es das, was den Grundstein für sexuelle Begegnungen jeglicher Art legt. Bevor man miteinander intim wird, sollten sich alle dessen bewusst und darüber einig sein, was sie gleich tun werden. Ist das nicht erfüllt, dann sollte man an der Stelle einen Schlussstrich setzen.

Sex? Ja bitte, aber nur mit beidseitigem Einverständnis. ©Unsplash – We-Vibe WOW Tech

Auch, wenn diese Aufgabe oft sehr einfach erscheint: Zu kritischen Situationen kommt es schneller, als man denkt. Eine Person ist zu betrunken, um sich zu wehren, traut sich nicht, ein klares Nein auszusprechen, obwohl sie sich deutlich unwohl fühlt, oder hat Angst, das Gegenüber zu enttäuschen oder zu verärgern. Fast immer sind es Frauen, die dadurch zu Opfern von sexualisierter Gewalt werden. Aber auch für Männer kann das “Neinsagen” ein Tabu sein, da es für sie nicht gewöhnlich ist. 
Deshalb dürfen sexuelle Handlungen nur dann erlaubt sein, wenn Konsens gegeben ist. Aber was ist das eigentlich?
Konsens (engl. consent) bedeutet nicht, dass kein Nein erfolgt. Konsens heißt: Beide Seiten wissen, worum es konkret geht. Und beide geben ein klares Ja.
Das kann in einer Beziehung einfacher sein, da man sich aufeinander eingespielt hat und irgendwann weiß, was der oder die andere mag – beim ersten sexuellen Kontakt mit einer neuen Person muss das erst erfragt und kommuniziert werden. Trotzdem: mein Partner und ich fragen immer wieder kurz nach, ob das gerade okay ist, was wir tun möchten, und sprechen es auch klar aus, wenn wir auf etwas momentan keine Lust haben. Ob das nicht ein Lustkiller ist? Auf keinen Fall. Ich finde, das kann sogar sexy sein – zu wissen, dass deinem Gegenüber wichtig ist, dass du dich gut fühlst.