Eine weitere Band, die mir sehr am Herzen liegt, sind die Hollywood Vampires. Gegründet haben sie sich 2015, nachdem sich Alice Cooper und Johnny Depp am Filmset von Dark Shadows kennenlernten und beschlossen, ihre alten „Dead Drunk Friends“ zu ehren. Dazu stieß noch Joe Perry, der Gitarrist von Aerosmith und auf einmal hatte man zwei Gitarristen und einen Sänger, aber keinen Drummer oder Bassisten. Für das erste Studioalbum wurden einfach mal sämtliche Freunde angerufen, alles was die Musikbranche zu bieten hat. Darunter Legenden wie Sir Paul McCartney, Slash und Sir Christopher Lee, der kurz nach den Aufnahmen im Alter von 93 Jahren verstarb. 

Foto: Kyler Clark (permission granted)

Mit Ausnahme von drei Liedern besteht das komplette erste Album nur aus Covern ebendieser toten Freunde, mit denen vor allem Alice Cooper früher selbst viel trank. Der Name geht zurück auf den Trinkclub aus den 70ern über der Rainbow Bar in Los Angeles, bei der das Motto „last man standing“ galt. Daran erinnert sich vermutlich nur noch Coopers Leber – seit den frühen 80ern ist er allerdings trocken.

Für die Tour, die im Jahr 2016 folgte, stießen noch Bruce Witkin, Tommy Henriksen (Alice Cooper Band), Matt Sorum (Guns‘n‘Roses) und Robert DeLeo (Stone Temple Pilots) dazu. Das Konzert in Deutschland fand am 29. Mai in Herborn auf dem Hessentag vor den Augen von 30 000 Zuschauern statt und war der krönende Abschluss des Festivals.

Diese Konstellation sollte sich für die zweite Tour 2018 noch einmal ändern, da beispielsweise Guns’n’Roses selbst wieder auf Tour gingen und egal wie multitaskingfähig ein Drummer ist, an zwei Orten gleichzeitig schafft es noch keiner. Also kamen kurzerhand Glen Sobel von der Alice Cooper Band, Buck Johnson von Aerosmith und Chris Wyse von Owl hinzu. 

v.l.: Chris Wyse, Buck Johnson, Johnny Depp, Alice Cooper, Joe Perry, Tommy Henriksen, Glen Sobel
Foto: Kyler Clark (permission granted)

In dieser Konstellation ist auch das zweite Album entstanden, das 2018 aufgenommen wurde, aber noch nicht erschienen ist. Es besteht diesmal aus eigenen Songs, größtenteils geschrieben von Depp und Henriksen. Ein Cover, was es vermutlich dennoch auf das Album geschafft hat, ist „Heroes“ von David Bowie, gesungen von Depp, der laut Coopers Aussage nicht im Rampenlicht stehen wollte, sich aber trotzdem überreden ließ – zur großen Begeisterung der weiblichen Fans. Von diesen erschienen viele nur für den 55-Jährigen, nicht für die Musik. Dementsprechend umkämpft sind Handtücher und Plektrons, ebenso sehr wie die bekannte Reitgerte und der Stock von Alice Cooper, die auch in seiner eigenen Show nicht fehlen. Seine eigenen Konzerte bereichert der 70-Jährige seit den späten 60ern mit irren Krankenschwestern, einem Galgen, einer Guillotine, Schlangen, einem elektrischen Stuhl und mehreren Outfitwechseln – selbstverständlich blutverschmiert oder zumindest in schwarzem Leder. Dabei darf natürlich nicht das typische schwarze Augenmakeup fehlen. Von dieser Show berichte ich euch aber nächstes Mal. 

Mit Ausnahme von Johnny Depp, der zwar Musiker war, bevor er Schauspieler wurde, leben alle Bandmitglieder von ihrer Musik und haben dieses Projekt zum Spaß gegründet. Das merkt man auch bei ihren Konzerten: Die Jungs machen, worauf sie Lust haben, sei es sich hinter der Bühne zu verstecken oder Johnny Depp mal gegen Ice T oder ein Captain Jack Sparrow Double tauschen, das über die Bühne taumelt. 

Termine für die nächste Tour stehen nicht fest. Zunächst wird das Album herbeigesehnt, aber eins ist klar: Wenn die Vampires sich wieder einmal in Europa blicken lassen, werde ich in der Frontrow dabei sein, so wie fünf Mal dieses Jahr. 

Franziska Anson