von Janina Hofmann
Die einen posten selbstironische Single-Memes auf Instagram und erfreuen sich mit einem lachenden und weinenden Auge am Alleine-Sein, andere verabreden sich mit ihren Dates online, die Beziehung von manchen Pärchen wird auf die Probe gestellt – in Zeiten der Quarantäne verbringen einige Menschen auf einmal viel mehr Zeit gemeinsam, als sie es davor gewohnt waren (und ihnen vielleicht lieb ist).
Welche Hürden durchlebt eine Beziehung in dieser außergewöhnlichen Zeit?
Eine Freundin berichtet: „Man kann nicht mehr so viel unternehmen wie zuvor, sei es ins Kino, Theater oder auf Konzerte zu gehen, oder den Abend in einem Restaurant zu verbringen, man ist wirklich 24/7 aufeinander – wobei das auch eine schöne Erfahrung ist. Wir verhalten uns nicht anders als zuvor, daran hat sich nichts geändert. Ich glaube, man hat mehr Nachsicht mit dem Anderen und sieht über kleine Dinge eher mal hinweg als sonst. Wir sagen, wenn wir mal unsere Ruhe brauchen und alleine sein wollen, das ist dann auch völlig okay. Die Quarantäne hat uns noch näher zusammengebracht, weil man intensiv zusammenlebt, alles mitbekommt und sich während der Arbeit im Homeoffice einfach besuchen kann. Und auch Sorgen bringen einen näher zusammen, gerade am Anfang dieser ganzen Zeit, als alles noch unklar war.“
Während sich die einen in ihrer Beziehung also sogar näherkommen und die gemeinsame Zeit genießen, lernen sich Singles bei virtuellen Dates kennen. So erzählt eine andere Freundin: „Corona hat ausgelöst, dass ich mir Tinder nach einem halben Jahr wieder runtergeladen habe. Ich habe jetzt viel mehr Zeit dafür – und auch mehr Langeweile. Die Einladungen auf Face-To-Face-Dates sind gleichgeblieben, man muss selbst abwägen, ob man sich wirklich mit jemandem treffen will in dieser Zeit. Ich weiß gar nicht, ob die virtuellen Dates wirklich so häufig genutzt werden.“
Ich habe mich gefragt, ob Online-Dating anders als zuvor ist. Darauf meint sie: „Vielleicht haben sich zuerst die Gesprächsthemen verändert – man wird zu Beginn nicht nach seiner Freizeit gefragt, sondern zu seiner Beschäftigung während Corona und der Quarantäne. Die Möglichkeiten für Dates haben sich verändert, da der Alltag der meisten sich verändert hat und man nicht mehr abends in einer Bar was trinken gehen kann.“
Sie hat es gewagt und hatte ihr erstes virtuelles Date: „Das war erst mal überrumpelnd, aus einem Telefon-Date wurde schnell ein Video-Date, das insgesamt drei Stunden ging. Die Sprachnachrichten vorab haben die Angst genommen zu telefonieren. Man hatte keine Scham mehr zu sprechen, weil der andere bereits die Stimme kannte. Jedoch muss man ja selbst ein Bild zusammenfügen aus den Fotos der Person und der Stimme. Das Videogespräch war fast so aussagekräftig wie ein echtes Date, würde ich sagen. Die Gestik und die Mimik zu sehen war mir wichtig, wie bei einem echten Date. Das Ganze haben wir durch eine gemeinsame Zigarette gelockert. Die Gesprächsthemen wurden schneller persönlicher, wir haben unangenehme Themen früher angesprochen – ob das jetzt an der Person lag oder an der Situation kann ich nicht beurteilen. Man hat schon weniger zu verlieren als bei einem echten Date, es ist anonymer. Aber die Größe, der Geruch, eine Umarmung – das alles fehlt bei einem virtuellen Date.“