Ich starrte an die Decke. Starrte bereits seit Stunden, aufgeregt, aufgewühlt und rastlos. Ich konnte es mir nicht erklären. Dieses Gefühl…
Ich dachte Starren würde helfen. Ich zählte die Maserung des Holzes an der Decke, solange bis jeder einzelne Punkt anfing sich zu bewegen und ich mir einbildete Gesichter in ihnen zu erkennen, die mir entgegen blickten.

Es lies mich einfach nicht los.

 

Ich hatte nie aufgehört die Schritte in meinem Kopf zu hören. Sie waren da und das Nacht um Nacht. Vorsichtig setzten die imaginären Beine einen Fuß vor den anderen und die Geräusche, die sie auf dem knarrenden Holzfußboden verursachten, krochen meinen Körper entlang und fraßen sich unter meine Haut. Ich war nicht verrückt. Ich war es nie, bin es nicht und werde es nie werden…

Doch diese Schritte, diese Schritte schnürten mir die Kehle zu.

Ich wusste, dass sie meiner Phantasie entsprangen. Sobald es dunkel wurde und mich die Stille der Wohnung umgab, fingen meine Gedanken an, sich in meinem Kopf zu drehen. Es wollte einfach nicht aufhören. Mein eigener Atmen drang an meine Ohren, mein Herzschlag machte mich verrückt. All das Wälzen im Bett, das Davontreten der Decke, dem mich Aufstützen und Lauschen… Vor allem das Lauschen brachte mich um den Verstand.

Ich hörte den tropfenden Wasserhahn im Badezimmer, das Knarren der Türen und den Wind, der draußen an den Bäumen riss. Ich sah die Schatten der sich bewegenden Äste und ich sah die Tür, die Tür in der Wand. Diese Räume, diese winzig kleinen Räume! Diese Stauräume im Dach, kleine schwarze Löcher, die einen verschlangen. Ich hasste die Dunkelheit hinter den verschlossenen Türen und ich konnte einfach nicht aufhören zu starren.

Meine Hände krallten sich in die Laken, mein Körper war starr vor Angst.

Das Licht auf dem Nachttisch brannte und spendete mir etwas Wärme, vertrieb die Finsternis um mich herum. Ohne dieses Licht fand ich keine Ruhe, tat kein Auge zu. Stunde um Stunde lag ich wach und zählte die Minuten bis der Schlaf mich rief. Jede Nacht fiel es mir schwerer mich ihm hinzugeben. Die Schritte in meinem Kopf waren einfach viel zu laut und der Schlaf nicht stark genug.
Wann hatte es angefangen? Wann hatte ich angefangen mich so vor der Nacht zu fürchten?

Ich starrte an die Decke. Starrte bereits seit Stunden, damit ich ihn nicht sehen musste, den Schatten, der am Ende meines Bettes saß.

 

– Vanessa Schwab