Natürlich wird im schwedischen Gävle an Weihnachten keine echte Ziege in Brand gesteckt, das wäre wirklich brutal. Ein überdimensionaler Julbock aus Stroh wiederum wird regelmäßig angezündet. Aber was steckt dahinter?

„Die zünden immer eine Ziege an.“
„Das ist aber brutal!“

Der Julbock ist eine traditionelle Weihnachtsfigur in Skandinavien. Tatsächlich ist er sogar der dortige Vorgänger des Weihnachtsmanns, war er früher der Sage nach für die Geschenke verantwortlich. Die Figur stammt aus der alten germanischen Mythologie, im skandinavischen Glauben stellte man sich das Wesen als einen Ziegenbock-artigen Dämon vor, mit kräftigen Hörnern. Eigentlich so gar nicht weihnachtlich.

Aber was genau wird denn nun angezündet? Dafür müssen wir einen Blick auf die Stadt Gävle werfen, die nördlich von Stockholm liegt. Im Jahr 1966 wurde hier zum ersten Mal der sogenannte „Gävlebocken“ aufgestellt. Es handelt sich um eine 13 Meter hohe Stroh Ziege, die aus Werbegründen auf dem Platz „Slottstorget“ aufgestellt wurde. Aber wirklich Aufmerksamkeit hat die Ziege nicht durch ihre Größe erweckt. Weltbekannt wurde sie erst durch die Serie an Brandstiftungen, denen sie jedes Jahr zum Opfer fällt.

Schon die erste Ziege wurde an Silvester 1966 angezündet, die Täter verurteilt. Und doch hat sich hierdurch diese ganz besondere Weihnachtstradition entwickelt. Eine sehr kriminelle und destruktive Tradition, denn der große Julbock, sowie sein kleinerer Bruder, der mittlerweile dazu gekommen ist, sind seither regelmäßig Zielscheibe von Zerstörungswilligen. Nicht nur werden sie immer wieder angezündet, auch vom Umwerfen der riesigen Figuren wird berichtet.

Und was unternimmt man dagegen? Oder nimmt man das einfach so hin? Natürlich kann man nicht einfach zusehen und nichts tun, wenn die großen Figuren Jahr für Jahr immer wieder Brandstiftung und Vandalismus zum Opfer fallen. Die Stadt hat sich mittlerweile verschiedene Möglichkeiten einfallen lassen, ihre Geißen vor der Zerstörungswut einiger Bürger zu schützen. Sie werden videoüberwacht, was offenbar zwar nicht abschreckt, aber die Täterermittlung erleichtert. Auch ein Versuch, die Geiß mit einem feuerfesten Mittel zu imprägnieren wurde gestartet. Da die Bürger aber am verwendeten Imprägnier Mittel keinen Gefallen fanden, wurde diese Maßnahme wieder eingestellt. Letztendlich entschied man sich 2010, einen professionellen Wachdienst einzusetzen, um den Schutz vor Brandstiftung zu gewährleisten. Finanziert werden die Wachleute durch den Erlös vom Verkauf von Stofftieren in Form der Gävlebocken.

Eine verrückte Weihnachtstradition, wenn man bedenkt, dass es sich eigentlich um das Fest der Liebe handelt und Weihnachten ja auch von der zwischenmenschlichen Harmonie lebt. In Gävle hofft man jedes Jahr nur, dass den Geißen nichts passiert. Ob sie auch dieses Jahr wieder brennen werden muss man abwarten.

In diesem Sinne, Frohes Fest!