Wer steckt eigentlich hinter der Verfassten Studierendenschaft und wie setzt sie sich für die Studierenden der HdM ein? Wie kann man mitmachen? Wir haben uns zum Gespräch mit der Vorstandsvorsitzenden Katja getroffen und interessante Dinge für euch herausgefunden.


Katja Leifheit ist 23 Jahre alt und studiert im 8. Semester Audiovisuelle Medien. Seit ihrem 2. Semester ist sie bei der Verfassten Studierendenschaft (VS) aktiv. Seit diesem Semester ist sie gewählte Vorstandsvorsitzende der VS.


Wie sieht dein Alltag als Vorstandsvorsitzende aus und welche Aufgaben stehen bei dir an?

Ich bin Vorstandsvorsitzende, d.h. im Endeffekt vertrete ich die VS nach innen und außen. Somit muss ich immer ansprechbar sein. Großer Teil meiner Arbeit ist es wirklich, dass ich regelmäßig im VS-Büro bin, und dann den Studierenden, aktiven Ratsmitgliedern oder Initiativmitgliedern bei Fragen helfen kann. Außerdem haben wir einmal pro Woche unsere Vorstandssitzungen, bei welchem sich unser 7-köpfiger Vorstand trifft und über diverse Dinge beratschlagt. Der Vorstand kann z.B. über Gelder bis zu 1.000 € entscheiden oder trifft andere strategische Entscheidungen. Ganz oft kriegen wir auch Anträge von Leuten, die dann fragen: „Können wir das machen?“, „Können wir dafür ein Zertifikat bekommen?“. Wir verwalten auch die ASC – Punkte Anfrage. Ich muss auch einiges vor- und nachbearbeiten, weil ich die Sitzungen leite. 
Einmal im Monat haben wir auch unsere Ratssitzungen, die der Ratspräsident Jérôme-Kian Farzamfar leitet und vor- und nachbereitet. Da ist es meine Aufgabe, die Sachen, die im Vorstand geschehen, ihm mitzuteilen, damit er alles vorbereiten kann. 
Außerdem ist die Kommunikation an der Hochschule mit Herrn Marquardt, unseren Kanzler, Herrn Roos, unseren Rektor und weiteren diversen Leuten, wie Herrn Bollinger von der Infrastruktur, mit dem man regelmäßig über Dinge spricht, die an der Hochschule geschehen, sehr wichtig. Mit diesen Parteien muss man sich regelmäßig treffen. Mit Herrn Marquardt habe ich z.B. auch einen Jour-Fix-Termin, so mindestens einmal im Monat. 
Ein Teil meiner Aufgabe ist es, einfach immer über alles informiert zu sein, weil ich im Endeffekt diejenige bin, die die Verantwortung trägt – neben der Finanzreferentin, die die finanzielle Verantwortung trägt.

Das sind wirklich sehr viele Aufgaben, denen du nachgehen musst. Was davon machst du am liebsten?

Was mir eigentlich am meisten Spaß macht, ist, dass man im VS-Büro sitzt und mit Leuten sprechen kann, die ähnlich engagiert sind. Also wenn man einfach mit Leuten zusammenhängt, die ähnliche Visionen haben, die etwas für andere Studierende tun und sich dann einfach hier austauschen wollen. Da spricht man teils auch über nicht VS relevante Dinge. Man freundet sich halt auch mit den Leuten an. Das macht irrsinnig viel Spaß. Was auch Spaß macht, ist die Herausforderung regelmäßig mit Parteien der Hochschule oder Parteien innerhalb der VS zu diskutieren und Dinge zu bewegen.

Wie viel Zeit in der Woche benötigst du für deine Aufgaben für die VS?

Schon ziemlich viel. Im Büro bin ich eigentlich fast jeden Tag – an manchen Tagen auch den ganzen Tag lang. An anderen Tagen habe ich Vorlesung, da kann man natürlich nicht da sein. Manchmal glaube ich selbst, dass ich mich zu viel mit der VS beschäftige (lacht). Wenn man dann mit Privatleuten nur noch über VS-Dinge spricht, dann läuten auch so langsam die Alarmglocken. Von daher würde ich sagen, eher zu viel, als zu wenig. Als Stundenzahl könnte ich das nicht zusammenfassen. 

Du hast schon gesagt, dass du seit dem 2. Semester für die VS aktiv bist. Was hast du da gemacht?

Ich habe im 2. Semester beim „Filmrausch“ angefangen, bei der Initiative besteht ein enger Kontakt mit der VS. Dadurch bin ich in die VS rein gerutscht. Gewähltes Ratsmitglied bin ich tatsächlich erst seit diesem Semester. Den Filmrausch habe ich zwei Semester lang geleitet und hab auch hier und da kleine Aufgaben übernommen. Kennt ihr diese T-Shirts mit den Glühbirnen? Den Contest habe ich damals mitorganisiert. So habe ich, ohne aufgestellt worden zu sein, immer wieder kleine Aufgaben übernommen. 

Was motiviert dich seit Jahren für die VS aktiv zu sein?

Ich mag es, dass man hier einen Freundeskreis hat. Das sind Leute, die Lust haben Dinge zu bewegen. Diese Personen sind sich dann auch nicht zu scheu, etwas Zeit dafür zu investieren und gehen nicht nach der Vorlesung direkt nach Hause – no judging (lacht). Und dass man viel bewegen kann. Man denkt ja auch, dass man wenig in der Hochschulpolitik oder generell in der Politik bewegen und verändern kann, aber wenn dann kleine Dinge tatsächlich vorangehen, dann freut man sich und das ist ungemein motivierend. Man lernt hier auch einfach für’s Leben. Ich lege das auch jedem, der das liest, wärmstens an’s Herz. Man lernt hier auch viel an Soft-Skills.

Lass uns konkreter auf die VS eingehen. Welche besonderen Projekte stehen bei der VS zurzeit an, die (nächstes Jahr) realisiert werden sollen?

Ihr habt es sicherlich mitbekommen, die Sache mit der Parkplatzbewirtschaftung. Da hänge ich viel mit drin. Es gibt drei Interessensgruppen an unserer Hochschule: den Personalrat, die Professoren bzw. die Hochschule selbst und wir als Studierendenvertretung. Dementsprechend ist das momentan ein großes Projekt, bei welchem wir viel in Rücksprache mit der Hochschule, also dem Rektorat, und dem Personalrat stehen. Das Projekt wird sich auch sicherlich noch ein Weilchen durchziehen, bis es dann 2020 zu der Parkraumbewirtschaftung kommen wird. 
Eine weitere große Sache ist, dass wir uns besser mit den Hochschulen vernetzen wollen – gerade mit den Stuttgarter Hochschulen/Universitäten. Da besteht ein Defizit, dass man sich nämlich nicht genügend austauscht. Denn so Dinge wie, dass man ein Studententicket vergünstigter bekommt, würden wesentlich effektiver geschehen, wenn man vernetzt dafür einsteht. Doch dafür muss man sich erst einmal vernetzen, kennenlernen und gemeinsam Pläne ausarbeiten. Das Thema wollen wir nächstes Jahr angehen. 
Und dann so Kleinkram: es gründen sich grad viele neue Initiativen. Es wird demnächst eine Musical-Gruppe, eine Design-Initiative und einen Chor geben.

Wie kann man bei der VS mitmachen bzw., welche Möglichkeiten hat man um einzusteigen?

Der beste Einstieg ist eigentlich die Initiative – so bin ich ja auch rein gerutscht. Wir hatten am Anfang des Semesters eine Klausurtagung für neu gewählte Ratsmitglieder, eine Art Kennenlernwochenende, und da kam auch oft die Frage auf, wie man zur VS gekommen ist. Und ganz viele haben darauf geantwortet „Über die Initiativen“. Man interessiert sich für eine Initiative und es interessiert einen „Wo kommt denn eigentlich das Geld her?“. Oder man möchte mehr in seiner Initiative bewegen – das kann man nur, wenn man sich zur Wahl in den Rat aufstellen lässt. Es gibt aber auch den direkten Weg. Im Sommersemester sind immer die Wahlen für den VS-Rat und die Hochschulgremien, bei denen man im Fakultätsrat oder im Senat sitzen kann. Dafür kann man sich offiziell aufstellen lassen. Wenn man aber irgendwas Bestimmtes bewegen oder eine Initiative gründen möchte, gibt es auch die Option, einfach in das VS-Büro oder zur Ratssitzung zu kommen. Die Ratssitzung ist ja eine hochschulöffentliche Sitzung.

Ein Teil des Studierendenbeitrags geht an die VS – was macht ihr mit dem Geld?

15 € von den 186,40 € gehen an uns. Ich könnte jetzt ganz frech aus dem Landeshochschulgesetz zitieren, welches genau festschreibt, was unsere Aufgaben sind und welche wir mit den Geldern, die wir einziehen, erfüllen sollen. Das sind Sachen wie – ich zitiere: „Die Wahrnehmung der sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Belange der Studierenden.“ Das kann man natürlich sehr weit ausfassen. Oder es steht auch drin, dass man die politische Bildung oder sportliche Aktivitäten fördern kann. Sportliche Aktivitäten erfüllen wir, indem wir den Hochschulsport mitfinanzieren. Es gibt ja auch einen Yoga-Kurs bei uns.
Und wenn man den Filmrausch betrachtet: Wo sonst kann man für 1€ ins Kino gehen? Es ist halt eine Art Subventionierung. Man bietet den Studierenden eine kulturelle oder sportliche Sache an, die sie machen können, damit der Hochschulalltag nicht nur „Ich gehe in die Vorlesung“ ist, sondern sich auch darüber hinaus bestreitet.
Jede Initiative, die an dieser Hochschule existiert, kriegt Geld von uns. Da gibt es einen Haushaltsplan – die VielSeitig finanziert sich auch durch uns. 
Du kannst auch deine Kompetenzen erweitern. Wenn du dich für den 3-D Druck interessierst und kannst keine Vorlesung dazu belegen, dann gibt’s im VS-Lab 3-D-Drucker. Da können Leute hingehen und mit dem 3-D-Druck experimentieren. 
Natürlich ist da auch die Versorgungssache, die wir schon seit einigen Semestern anbieten. Da steht dann ein Lieferservice vor der HdM und liefert das, auf unserer Website vorher bestellte, Mensa-Essen hierher. Besonders Beihilfe schaffen soll es, wenn man erst um 13:15 Uhr frei hat und um 14:15 Uhr geht’s dann weiter, und wir wissen alle, wie voll die Mensa ist. Man kann auch in die S-Bar gehen, aber wir wissen auch alle, wie teuer das Essen dort ist und dass es auch nicht immer so super schmeckt. Der Lieferservice kostet natürlich und da fließt unser Geld rein. 
Auch die Mikrowellen vor dem Büro werden von den Geldern finanziert. Eigentlich fließt überall unser Geld rein, wo der Aufkleber „Für Dich“ angebracht wurde. Der hat immer etwas mit der VS und den Finanzen zu tun (lacht).

Auch der Wasserspender vor der Damentoilette?

Ja. Zwar nicht direkt über die 15 €, aber durch die Qualitätssicherungsmittel. Kann ich euch auch noch gerne erklären! Die Hochschule kriegt jedes Jahr eine große Summe an Geld und per Regelung darf die VS über ca. 11 % entscheiden, wie sie an der Hochschule eingesetzt werden. Und da haben wir uns im letzten Jahr entschieden, dass ein Wasserspender hilfreich wäre. Da hat die VS den Vorschlag unterbreitet, dass die nützlich wären und man das durch die 11 % finanzieren könnte. 

Wir haben noch eine letzte Frage: Warst du schon einmal „Gustav“?

(lacht) Nein, tatsächlich nicht. Kleiner Hinweis: der Gustav wird auf Dauer sehr warm. Deswegen haben wir nicht sehr viele Freunde, die den Gustav spielen wollen. Ich habe mich bisher immer erfolgreich drücken können. (lacht)

Wir bedanken uns für das nette Gespräch, Katja!

Das Gespräch führten Anna Tverdovska und Sanja Perovic