von Selina Hellfritsch
Vibratoren, Dildos, Liebeskugeln oder ganz klassisch die eigene Hand. Es gibt unzählige Wege, wie sich Frauen beim Solo-Sex verwöhnen können. Aber wie offen und ehrlich sprechen wir wirklich über weibliche Selbstbefriedigung?
Mein erstes Sex-Toy habe ich mir mit 16 Jahren online auf EIS.de gekauft. Damals saß ich mit zwei Freundinnen etwas abseits auf der Weihnachtsfeier meiner Eltern und wir beschlossen: Wir kaufen unsere ersten, klischeehafterweise pinken, Vibratoren. Wir fanden es witzig, aufregend und wollten etwas Neues ausprobieren. So lustig es war im Internet verschiedene Sex-Spielzeuge anzusehen und sich für eines zu entscheiden, desto weniger wurde es danach thematisiert. Redet man doch oft davon, wie sich Männer „einen von der Palme wedeln“, so gibt es für die weibliche Selbstbefriedigung nicht mal ein ansprechendes Synonym. Wie wäre es mit: Ich war Perlentauchen?
Es mangelt eben nicht nur an Begrifflichkeiten, sondern auch an Kommunikation. Auch jetzt im Studium hat es einige Zeit gedauert, bis die weibliche Selbstbefriedigung bei meinen Freundinnen und mir zum Thema wurde. Dabei reden wir so oft über Sex. Aber eben über Sex mit einem*r Partner*in. Wer hat mit wem, wann, wo und wie? Fragen, die wir uns auch in Bezug auf Solo-Sex stellen sollten. Seine kleine Perle zu verwöhnen ist weder ekelhaft, abstoßend, seltsam noch etwas, wofür man sich schämen muss. Es ist ein natürlicher Akt der Selbstliebe. Denn Frauen, die es sich selbst machen, lernen sich selber besser kennen und ihren Körper lieben. Noch dazu soll es sogar gesund sein und unseren Beckenboden trainieren, sodass wir beim Sex mit einem*r Partner*in schneller zum Orgasmus kommen. Also wenn das nicht mal gute Gründe sind, um selbst Hand anzulegen!
Und trotzdem passiert es, dass wir mit Freund*innen oder einem*einer Partner*in selten über Masturbation sprechen. So fand ich mich erst neulich in der Situation wieder, in der ich nackt neben meiner Affäre lag und das erste Mal mit einem Sexpartner über meine Selbstbefriedigung redete. Dabei ist es doch viel besser, wenn mein Bettkumpane weiß, wie er mich verwöhnen kann. Und das kann er nur, wenn ich mir bewusst bin, was ich will. Denn sind wir mal ehrlich: Liebe Männer, ein Maschinengewehr bestehend aus zwei Fingern, das wütend in unsere Vagina eindringt, ist nicht befriedigend!
Von meinem Reitlehrer habe ich gelernt: „Von nichts, kommt nichts!“. Und nein, wir sprechen gerade nicht von Sex, sondern von Reitsport. Was sagt dieser Satz aus? Wenn wir eine Sache beherrschen wollen, müssen wir üben. Nichts anderes gilt bei Solo-Sex. Oft denken wir beim Sex muss alles von selber laufen. Pustekuchen! Liebe Frauen, nach der eigenen Perle zu tauchen, ist ein Lernprozess. Wir lernen unseren Körper immer besser kennen, wissen was uns in Ektase bringt und wann wir nur gelangweilt an die Decke schauen. Wir sollten uns nicht schämen, weil wir uns selber verwöhnen und dabei öfter mal mit Freund*innen und Partner*innen austauschen. Also nehmt euch doch mal Zeit für euch, schnappt euch ein Sex-Toy oder so viele Finger ihr braucht und ran an die Perle!