von Denise Ott

Trübe Wintertage müssen nicht sein: Mit den Kriminalromanen von Agatha Christie könnt ihr euch in eine ganze andere Zeit und Welt versetzen lassen. Also macht euch eine heiße Kanne Tee, kuschelt euch in eine Decke ein und vergesst für ein paar Stunden die Welt da draußen.

Agatha Christie wird von vielen Kritiker*innen die Queen of Crime genannt. Und das zurecht: Zwischen den 20ern und 70ern schrieb sie über 66 Kriminalromane, viele weitere Kurzgeschichten und auch Theaterstücke. Zu Lebzeiten hatte sie bereits über zwei Milliarden Bücher verkauft und jährlich kommen immer wieder Neuauflagen hinzu. Übersetzt wurden ihre Bücher in mehr als hundert Sprachen – damit hält sie den Rekord noch vor Jules Verne und William Shakespeare. Sie hat das Genre geprägt wie keine andere. Genauso wie ihre beiden Hauptcharaktere, die später auch durch mehrere Filme und Serien mehr als bekannt geworden sind: Hercule Poirot und Jane Marple. Die beiden klären auf ihre eigene Art und mit sehr guter Menschenkenntnis Fälle auf, an denen die Polizei scheitert.

Details aus Agatha Christies Leben finden sich in ihren Kriminalromanen wieder. Beispielsweise weiß Agatha Christie durch ihre Ausbildung zur Apothekenhelferin während des ersten Weltkriegs genau, wie man Menschen mit Gift umbringt, ohne, dass es nachzuweisen ist. Viele ihrer Bücher spielen weit weg von Großbritannien, da sie selbst sehr viel gereist ist: Mesopotamien, der Orient, Paris und Frankfurt gehören zu ihren Reisezielen. Sie war zum Beispiel auch in Ägypten – hier spielt eines ihrer mehrmals verfilmten Bücher „Der Mord auf dem Nil“.

Der Mord auf dem Nil

Erschienen ist das Buch 1937, es ist Agathas 22. Buch und Hercule Poirot ermittelt. Und wie der Titel es schon verrät: Es geschieht ein Mord während einer Schiffahrt auf dem Nil. Verdächtig sind alle Passagier*innen in der Nähe des Abteils, welches der Tatort ist. 14 Personen wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Ein italienischer Archäologe, ein Dienstmädchen, ein österreichischer Arzt, ein Mechaniker, ein junges Ehepaar, eine ältere reiche Dame, ihr Dienstmädchen und natürlich der Meisterdetektiv Hercule Poirot. Ein Chaos, spannende Gespräche, Intrigen und eine nicht zu erwartende Handlung sind vorprogrammiert.

Wer jetzt Panik, eine wilde Verfolgungsjagd oder große Kriminaltechnologie erwartet, ist hier falsch. Hercule Poirot ermittelt auf sehr sachliche Art und Weise, bedient sich nur seinem Verstand und seiner Beobachtungsgabe.

Dementsprechend unaufgeregt ist Agatha Christies Schreibstil: Sie führt ihre Leser*innen recht sachlich, aber dennoch anschaulich und mitreißend durch die einzelnen Handlungsstränge. Diese wiederum bestehen größtenteils aus Gesprächen unter den Passagieren und aus Befragungen von Hercule Poirot.

Durch den Fokus auf die Gespräche und den Sprachstil der Personen, versetzt einen das Buch wirklich schlagartig in eine Welt von vor rund 80 Jahren: Die Art zu sprechen, der Umgang zwischen den Menschen, die Art zu reisen – das Kopfkino springt ganz von alleine an. Hinzu kommt noch eine mitreißende Handlung, deren Verlauf man so nicht kommen sieht: Der Fall scheint unlösbar und gleichzeitig doch so offensichtlich. Doch durch die Lügen mancher Passagier*innen, unvollständiger Geschichten und anderen Geheimnissen, ist es schwer, Verdächtige auszumachen. Und so viel sei gesagt: Bei nur einem Mord bleibt es nicht.


Agatha Christie zum Anschauen und Anhören

Agatha Christies Bücher sind eine Empfehlung für alle, die gute Kriminalromane, faszinierende Gespräche und leicht verworrene Plots lieben. Und vor allem auch ideal, um sich in eine andere Zeit versetzen zu lassen. Falls ihr eher Filmfans seid: Es kommt bald auch eine Verfilmung in die Kinos (https://www.youtube.com/watch?v=XB3tQdYMHpY). Und falls Corona euch auch hier einen Strich durch die Rechnung macht, aber ihr trotzdem mehr über Agatha Christie wissen wollt: In dem Podcast „Auf ein Buch und einen Tee“ (https://open.spotify.com/episode/7DG6w9GHbGyS9vst6LHWsp?si=HN8hthCMTCmb9ScuBq0WHQ) gibt es eine ganze Folge rund um Agatha Christie, ihre Werke, die Relevanz bis heute, aber auch, welche Inhalte aus heutiger Sicht nicht so gut gealtert sind.