von Sarah Huß
Erst fliegen die Anschuldigungen, dann die Teller und plötzlich die Klamotten. Versöhnungssex ist kein seltenes Phänomen, aber fürs Erste sehr effektiv. Kriegt man sich mächtig in die Haare, sind der Körper und vor allem die Emotionen stark in Wallung. Um das in sexuelle Lust umzuwandeln, fehlt nicht viel.
Laut einer spanischen Studie der Universität Valencia setzt der Körper bei hitzigen Diskussionen einen Hormon-Cocktail aus Adrenalin, Noradrenalin und Testosteron frei. Die perfekte Voraussetzung, den Ärger ins Bett zu verlagern, denn gerade Testosteron steigert die Libido.
Das ist oft der einfachere Weg, als sich weiter die Hörner aneinander abzustoßen. Und der angenehmere auf jeden Fall auch. Nur ist oft nach Beendigung des Akts das Streitthema noch nicht vom Tisch. Mit Orgasmen lassen sich vielleicht emotionale Verspannungen, aber keine Probleme lösen. Trotzdem trägt der Sex seine gewisse Note zum Hausfrieden bei, erinnert er mich doch an die schönen Vorzüge meines Partners. Der Sex bringt mir die verloren gegangene Nähe und Verbundenheit zurück.
Dass dieses Verlangen nach Harmonie aufkommt, ist ein natürlicher Vorgang. Unser Körper verspürt in einem Streitgespräch Verlustangst, nicht zuletzt ausgelöst durch das Hormon Noradrenalin. Liege ich also wieder in den Armen meines Liebsten, erinnert mich das an das Schöne in meiner Beziehung, an die Liebe. Ein bisschen kuscheln, ein bisschen rumblödeln und merken, dass das Streitthema vielleicht doch nicht so wichtig war. Es erinnert mich daran, dass kleine Uneinigkeiten nicht dazu führen sollten, meine Beziehung auf die Kippe zu stellen – zumindest so lange, bis das Problem wieder zur Sprache kommt und ich merke, dass Probleme sich nicht wegschlafen lassen. Sie werden vertagt. Spoiler: beliebig oft. Im Endeffekt stelle ich mir also doch die Frage, ob ich anstatt das klärende Gespräch vor mir ewig herzuschieben nicht lieber mal den Impuls unterdrücken sollte, über meinen Partner herzufallen.